28: Der Dunkle Wald

Obwohl uns die Oremonter sehr dankbar sind, wurden wir von Patamot nach unseren Eskapaden im Derrogarten dazu gedrängt, baldmöglichst aufzubrechen. Oremont möchte gerne eine Handelsbeziehung mit den Derrogärtnern aufbauen, denen wir den Geistefeu gestohlen haben, und da kommt es nicht so gut an, wenn wir noch hier sind. Wir sollten ja sowieso weiter, aber so ein wenig, trifft es uns schon. Besonders Morgaines Meinung über die Oremonter hat durch die Rüge Schaden genommen.

Zum Aufbruch bekocht uns Grejetor jedoch noch grosszügig und Brelivet überlässt uns ein liebevoll zusammengestelltes Paket mit Heilmittel gegen allerlei Krankheiten. Da wir nach einer Lösung suchten, wie wir unsere Reitasseln mitnehmen konnten, stellte uns Hoela heute ihrer Cousine Elen Omnes vor. Sie kann die Reitasseln in kleine Statuen verwandeln, die wir ohne Probleme mittragen können! (Allerdings sollen wir ihnen täglich gut zureden und sie einmal streicheln, damit sie sich nicht einsam fühlen…)

Ich bin froh, können wir nun endlich weiter. Es war zwar ein schöner Aufenthalt in Oremont, und ich habe noch nie eine solche Stadt gesehen, aber ich mache mir schon etwas Sorgen, was wohl in Kaer Maga los ist. Ob der Dunkle Reiter wieder angegriffen hat? Zum Glück verläuft der Weg zu Karzougs alter Werkstatt unproblematisch und bald finden wir uns in dem mysteriösen, nach Kiefern riechenden Raum wieder. Vic und Asa stellen das “Rezept” für die Lichtung der Hoffnung im Dunklen Wald ein und wir stellen uns alle auf den magischen Zirkel. Erst passiert gar nichts, doch als wir uns alle fest auf unser Ziel konzentrieren, hören wir plötzlich einen Ast knacken neben uns! Als wir erschrocken die Augen öffnen, finden wir uns alle am Rand eines Kiefernwaldes. Alles ist in ein schwaches, bläuliches Licht gehüllt. Die Bäume sind schwarze Schatten am Rand einer ausgedehnten Lichtung, die sich vor uns ausbreitet. Wir haben es geschafft! Es war tatsächlich ein Teleportationszirkel! Endlich haben wir in den Dunklen Wald gefunden! Den Gedanken an wie wir jemals von hier wieder zurückkehren werden, verdrängen wir schnell…

Wir scheinen am Rande der Halbebene angekommen zu sein. Etwas weiter hinter uns scheint eine Höhlenwand zu sein. In der anderen Richtung können wir hinunter auf eine erst leicht, dann steil abfallende graue Landschaft blicken. Da! In der Mitte steht die Schwarze Feste! Sie scheint vielleicht vier bis fünf Kilometer weit entfernt zu sein, ein kaum ersichtlicher Schatten in der Landschaft… Vielleicht hätten wir doch direkt das Rezept zu der Schwarzen Feste einstellen sollen. Da wir nun aber hier sind, entscheiden wir uns, die Lichtung zu durchqueren und uns einen besseren Überblick über unseren Landeplatz zu verschaffen. Wie wir uns langsam vortasten, verschwindet Vic plötzlich vor unsern Augen! Ich fliege ihm so schnell wie möglich hinter her,  da erscheint ein Dorf aus dem Nichts! Ein Schutzzauber scheint es versteckt zu haben. Bald schliessen die anderen auf und eine kleine, glatzköpfige Gestalt rennt auf uns zu mit gezücktem Speer. Der Beschreibung in Asas Büchern nach, könnte es ein Khaei sein, denke ich mir, aber die Sprache verstehe ich leider nicht.

Zum Glück hat Asa bei den Svirfneblin sich etwas Finsterländisch beigebracht; sie verständigt sich mit dem Khaei und er führt uns daraufhin weiter ins Dorf hinein. Dort werden wir der Priesterin Nenetl vorgestellt und weiterhin kritisch beäugt. Als wir unsere Mission, den Dunklen Reiter zu stoppen, erläutern, staunt die Priesterin nicht schlecht. Sie erklärt, dass wir in der heiligen Siedlung der Khaei sind, welche sie mit mächtigen Zauber vor Bösem schützen. Nur hier können sie nicht von den Schattenmastiffen des Dunklen Reiters gefunden werden, und so ist das ihr sicherer Rückzugsort um ihre Kinder grosszuziehen. Obwohl sie uns gerne glauben möchte, kann sie uns nicht einfach gehen lassen, nun da wir das Geheimnis der Siedlung kennen. Nenetl fordert einen Vertrauensbeweis von uns. Eine Person unter uns muss sich drei Proben stellen, dann werden die Khaei uns unterstützen und zur Schwarzen Feste ziehen lassen. Während wir uns noch etwas überrascht ansehen, stellt sich Vic schnell zur Verfügung. Er wird daraufhin von Hun Batz, der uns am Dorfeingang in Empfang genommen hatte, in eine Hütte geführt und wir anderen müssen warten und zusehen wie der Dorfplatz vorbereitet wird.

In der Mitte wird ein riesiges Feuer entfacht und man stellt Bänke und Stühle auf, eine drehbare Scheibe wird aufgestellt und Trommeln und andere Instrumente aus den Hütten geschleift. Nach einiger Zeit füllt sich der Platz mit Khaei und das Feuer wird geteilt, so dass in der Mitte nur noch glühende Kohlen übrig bleiben. Bevor wir uns zu viele Gedanken über den Zweck der Kohle machen können, wird Vic aus der Hütte auf den Dorfplatz geführt. Anstatt seiner üblichen Lederrüstung trägt er eine Art Kilt und ist mit seltsamen Symbolen bemalt. Er wird vor die Mitte des Feuers geführt und die Trommler eröffnen ein rhythmisches Stück, das zwischenzeitlich von schrillen Blasinstrumenten und sanften Rasseln begleitet wird. Nachdem alle Instrumente bis auf eine einzelne Trommel verstummt sind, macht Nenetl eine Ansage und deutet Vic an, zu ihr zu kommen. Plötzlich ist klar, wozu die glühenden Kohlen dienen sollen! Doch bevor wir protestieren können, ist Vic schon fast in der Mitte des Feuers. Ich habe ganze vergessen zu atmen bis er endlich am Ende angelangt war! Sobald er die Kohlen verlässt, brechen die Khaei in wilde Jubelschreie aus und die Trommler nehmen ihr rhythmisches Spielen wieder auf.

Nun kommt Hun Batz zu uns und fragt etwas, worauf sich Asa schliesslich freiwillig meldet. Handkehrrum wird sie auf die Drehscheibe geschnallt und Vic werden drei Dolche in die Hand gedrückt. Ein weiteres wildes Musikstück erklingt, dann die einzelne Trommel und die Scheibe wird in Drehung versetzt. Man sieht wie Asa ein wenig bleich im Gesicht wird und auch Vics Hände zittern kurz. Dann fasst er jedoch Mut und wirft den ersten Dolch! Zack! Genau neben Asas rechtes Ohr. Die Scheibe wird noch schneller! Ein kurzer Moment schleicht sich ein entsetzter Blick auf Vics Gesicht, doch dann fasst er sicht und der nächste Dolch trifft die Scheibe. Auch dieser verschont Asa. Noch einmal wird die Scheibe beschleunigt und ich kann schon fast nicht mehr erkennen, wo Asa anfängt und wo die Scheibe beginnen soll. Aber auch diesen unmöglichen Schuss kriegt Vic hin! Die Menge bricht in tosenden Jubel aus.

Die Trommeln verstummen und Nenetl tritt auf Vic zu. Stille breitet sich über der Menge aus als Nenetl die letzte Probe anspricht. Vic hat bewiesen, dass er tapfer ist und somit vertrauenswürdig, indem er für die Khaei über glühende Kohlen lief. Mit Asas Hilfe haben wir auch bewiesen, dass wir uns gegenseitig Vertrauen und die Fähigkeiten haben, dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Nun muss Vic beweisen, dass wir auch den Khaei gegenüber vertrauen können. Ein paar Khaei eilen herbei, während Nenetl die letzte Probe erklärt. Vic soll sich rückwärts fallen lassen und die Khaei fangen ihn auf. Nach den letzten beiden tückischen Aufgaben, meistert Vic auch diese ohne Probleme. Als Nenetl nun die Rollen tauscht und sich von Vic fangen lässt, ist das Band des Vertrauens endgültig zwischen uns geknüpft. Den Rest des Abends verbringen wir mit Feiern, Tanzen und Essen.

Am nächsten Morgen früh treffen wir uns mit Nenetl, die uns auf einer Karte den Weg zur Dunklen Feste zeigt. Sie warnt uns vor einigen Fallen und versteckten Monstern, gibt uns eine Salbe, die uns vor den Schattenmastiffen des Dunklen Reiters verbergen soll und bekräftigt mehrmals, dass wir einen Bogen um die schwarzen Menhire machen sollen. Wir bedanken uns und bekräftigen noch einmal, das Geheimnis der Khaei zu bewahren, dann brechen wir auf. Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, dass wir auf dem Weg zum Dunklen Reiter sind. Ich fand die Vorstellung, ihn zu jagen, sehr viel romantischer, als wir noch weiter entfernt waren…

Das erste Hindernis auf dem Weg ist eine steile Klippe. Mithilfe von Seilen können meine flügellosen Gefährten dieses rasch überwinden und auch die versteckte Fallgrube der Khaei vermag Morgaine problemlos zu erkennen. Wir diskutieren eine Weile, welche der Waldgruppen, diejenige war, die es zu vermeiden galt, als uns plötzlich einfällt, dass wir die Salbe gegen die Schattenmastiffe vergessen haben! Bevor wir jedoch Zeit haben, die Salbe hervorzukramen, hören wir ein Bellen aus den Büschen, das uns kalte Schauer über den Rücken sendet. Alle lassen vor Schreck ihre Waffen fallen uns rennen los. Ich versuche verzweifelt jemandem zu folgen, um nicht alle im Dämmerlicht zu verlieren, als ich hinter uns einen riesigen, in Schatten gehüllten Hund entdecke. Die Schattenmastiffe haben uns gefunden!

 

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